Poesie

Wer einsam sitzt in seiner Kammer

Wer einsam sitzt in seiner Kammer und schwere, bittre Tränen weint,
wem nur gefärbt von Not und Jammer die Nachbarschaft umher erscheint,
wer in das Bild vergangner Zeiten wie tief in einen Abgrund sieht,
in welchen ihn von allen Seiten ein süßes Weh hinunter zieht;

Es ist, als lägen Wunderschätze da unten für ihn aufgehäuft,
nach deren Schloss in wilder Hitze mit atemloser Brust er greift.
Die Zukunft liegt in öder Dürre entsetzlich lang und bang vor ihm -
er schweift umher, allein und irre, und sucht sich selbst mit Ungestüm.

Ich fall IHM weinend in die Arme: Auch mir war einst, wie dir, zu Mut;
doch ich genas von meinem Harme und weiß nun, wo man ewig ruht.
Dich muss, wie mich ein Wesen trösten, das innig liebte, litt und starb,
das selbst für die, die IHM am wehsten getan mit tausend Freuden starb,

ER starb und dennoch alle Tage vernimmst du Seine Lieb und IHN
und kannst getrost in jeder Lage IHN zärtlich in die Arme ziehn.
Mit IHM kommt neues Blut und Leben in dein erstorbenes Gebein
und wenn du IHM dein Herz gegeben, so ist auch Seines ewig dein.

Was du verlorst, hat ER gefunden. Du triffst bei IHM, was du geliebt.
und ewig bleibt mit dir verbunden, was Seine Hand dir wiedergibt.
Mit IHM kommt neues Blut und Leben in dein erstorbenes Gebein
und wenn du IHM dein Herz gegeben, so ist auch Seines ewig dein.

NOVALIS




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